Einfach kreativ sein – mit Klarheit, Reduktion und Mut zur Leichtigkeit
Kreativität darf einfach sein
Dieser Beitrag dreht sich um die Befreiung von komplizierten Denkstrukturen und darüber, wie viel leichter kreatives Arbeiten wird, wenn man sich von unnötigem Ballast löst. Für gute Ideen braucht es oft nicht viel – im Gegenteil: Reduktion kann der Schlüssel sein. Lass Dich auf diese Perspektive ein und erlaube Dir, ganz unkompliziert kreativ zu werden.
Geniale Ideen sind oft die schlichtesten
Es klingt paradox, aber viele der beeindruckendsten Ideen basieren auf Einfachheit. Oft ist es genau die klare, reduzierte Umsetzung, die Wirkung erzeugt. Versuch heute einmal bewusst, Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schlicht, klar, kreativ – das genügt völlig.
Wir haben alle die Tendenz, Dinge künstlich zu verkomplizieren. Deshalb steht dieser Beitrag unter dem Motto:
„Weniger ist mehr“ – oder modern gesagt: „Less is more“
Der Gedanke ist nicht neu. Schon in den frühen 1900er-Jahren wurde er in Architektur, Kunst und Design aufgegriffen. Auch Ludwig Mies van der Rohe, bekannter Architekt und Leiter des Bauhauses in Dessau, prägte diesen Ansatz. Seine Entwürfe waren minimalistisch, auf klare Formen reduziert und ohne verzierende Elemente – ein Grundprinzip des späteren Minimalismus.
Warum einfache Ideen so schwer sein können
Vielleicht kennst Du den Satz: „Die einfachen Ideen sind meistens die besten.“ Und trotzdem sind es oft gerade diese schlichten Konzepte, die am schwersten zu greifen sind. Einfachheit erfordert Mut: Mut, Überflüssiges wegzulassen, mutig auszumisten und sich klar zu fokussieren.
Überlege einmal, wie Du in Deinem eigenen Bereich mit weniger Aufwand mehr Aussagekraft erzielen kannst. Wo könntest Du bewusst reduzieren, um kreativer zu werden?

Einfach kreativ, oft gar nicht so einfach! (Grafik: Roberta Bergmann & Joana Müller)
Der Anspruch an Perfektion blockiert häufig
Aus eigener Erfahrung weiß ich: Wir setzen uns oft selbst unter Druck. Wir wollen beeindrucken, perfekt sein, jedes Detail ausarbeiten. Doch das führt schnell dazu, dass wir uns in komplexen Abläufen verlieren.
Es kann unglaublich befreiend sein, den kreativen Prozess zu „entrümpeln“: Strukturen vereinfachen, die Kernaussage schärfen, mutig reduzieren. Genau darum geht es auch im Kreativrezept Nr. 30 aus meinem Buch „Kopf frei für den kreativen Flow“. Dort zeige ich zwei Künstler:innen, die nach dem Prinzip „Keep it simple“ arbeiten.
Minimalismus findest Du aber nicht nur in Kunst und Architektur – er steckt auch in Haikus, Schlagzeilen, Kurztexten und sogar Mikroblogging-Formaten wie Twitter.
Reduktion auf Deine eigenen Projekte anwenden
Minimalismus lässt sich hervorragend in verschiedenen Bereichen anwenden:
- Fotografie / Druckgrafik: Arbeite mit Schwarzweiß, klaren Linien und reduzierten Kontrasten.
- Malerei: Beschränke Dich bewusst auf wenige Farben.
- Illustration: Eine einfache Strichzeichnung mit einem einzigen Stift kann erstaunlich ausdrucksstark sein.
- Musik: Ein Song funktioniert oft auch mit nur einem Instrument – viele großartige Solos beweisen das.
- Mode & Nähen: Ein Kleidungsstück muss nicht komplex geschnitten sein – manchmal genügt ein schöner Stoff, um einen Poncho oder ein Statement-Piece zu schaffen.
- Schmuckdesign: Reduzierte Formen und wenige Materialien erzeugen eine klare, hochwertige Ästhetik.

Reduzierte Farbpalette in meinem Corporate Design, einfache Formen und gerade Linien, aber verschiedene Strukturen. (Grafik: Joana Müller)
Einfach denken – nicht weniger denken
Einfachheit betrifft nicht nur das kreative Ergebnis, sondern auch die Denkprozesse dahinter. Das heißt nicht, dass Du weniger reflektieren sollst – sondern dass Du Deine Anforderungen an Dich selbst hinterfragst. Dazu gibt es noch mehr im Beitrag zum Thema Mindset, lies da gern mal nach.
Gerade kreative Menschen neigen dazu, Projekte zu planen, deren Umfang schwer einzuschätzen ist. Das führt zu Überforderung, Zeitproblemen oder Budgetfallen – selbst wenn man schon lange im kreativen Bereich arbeitet.

Malen mit einer Feder und mit Tusche, dieses Bild entstand in einem meiner Workshops im Atelier. (Foto: Roberta Bergmann)
Wenn Einfachheit die Rettung ist
Ein übermäßig komplexes Projekt kann Dich schnell an einen Punkt bringen, an dem Du nicht mehr weiterkommst. Frust, Chaos, ständiges Verzetteln – all das nimmt Dir die Freude am Gestalten. Spätestens dann ist es Zeit, einen Schritt zurückzugehen.
Denn:
Wenn der Spaß am kreativen Tun verloren geht, läuft etwas falsch.
Deshalb ist meine persönliche Regel: Lieber etwas Unperfektes machen als gar nichts. Schnell, spontan, ohne Perfektionsanspruch – solche Arbeiten bringen Dich weiter als monatelang an einem riesigen Projekt festzuhängen.
Vier Stellschrauben für mehr Minimalismus
Um Projekte zu vereinfachen, kannst Du an mehreren Punkten bewusst drehen:
- Budget reduzieren – weniger Ressourcen führen automatisch zu klareren Entscheidungen.
- Zeit limitieren – wenig Zeit zwingt zur Fokussierung.
- Projektgröße verkleinern – weniger Aufwand, weniger Chaos, mehr Übersicht.
- Klare Grenzen setzen – thematisch, formal oder materiell. Zu viel Freiheit ist oft genauso blockierend wie zu wenig.
Ein Trick: Beschränke Deine Sinne
Das klingt ungewöhnlich, funktioniert aber erstaunlich gut: Wenn Du Deine Sinne bewusst reduzierst, steigt die Konzentration.
Beispiele:
- Beim Schreiben Ohrenstöpsel nutzen.
- Beim Denken die Augen schließen, um visuelle Reize auszublenden.
- Ablenkende Gerüche durch Mundatmung umgehen.
Diese Reizreduktion hilft, sich stärker zu fokussieren und in den kreativen Flow zu kommen.
Jetzt bist Du dran: Erlaube Dir, einfach kreativ zu sein
Nimm den Druck raus, konzentrier Dich aufs Wesentliche und hab Freude am Machen. Kreativität entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Tun – und oft sind die simpelsten Ideen die eindrucksvollsten.


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